Zurück in die Zukunft – Der Heimatverein Wildenthal e. V.
So oder ähnlich könnte der Bericht über die beiden, vor wenigen Tagen stattgefundenen Mitgliederversammlungen des Heimatvereins Wildenthal e. V. überschrieben werden.
Alles begann am 7. Oktober 2002 mit der feierlichen Übergabe der fertiggestellten Erneuerung der S 275 in der Ortsdurchfahrt Wildenthal. 2 Jahre Bautätigkeit waren endlich vorüber und die Wildenthaler freuten sich über das neue schmale Band, das sich durch die Ortschaft zog. Jedoch, dann nach dem Winter, nicht so sehr über die kahlen Brückengeländer, den trist anzusehenden Park und das ungeschmückte Kriegerdenkmal. Hier muss etwas passieren, sagten sich einige Frauen und sprachen mich als Ortsvorsteher an. Schnell war die Idee der Gründung eines Vereins geboren. Nicht nur ein Ortsverschönerungsverein sollte es werden – nein, ein Verein der sich nicht nur um die Ortsverschönerung kümmert, sondern auch um das kulturelle Leben im Ort, um das Zusammenleben, um Kinder und Senioren, die Brauchtums- und Traditionspflege und …
Ende 2003 war es dann soweit. Über 20 Wildenthaler Frauen und Männer gründeten den Heimatverein Wildenthal e. V., voller Ideen und Tatkraft.
Nun, nach 20 Jahren begann ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte.
Zunächst trafen sich die „alten“ Mitglieder des Vereins, um diesen wieder aufleben zu lassen.
Vor einigen Jahren entschlossen sie sich, die Vereinstätigkeit ruhen zu lassen. Altersbedingt, durch Sterbefälle und coronabedingt wurde es immer schwieriger die Tätigkeit fortzuführen.
Dazu zählten die Wiederdurchführung des Hammerfestes ab 2004 mit der Wahl des Hammerschmiedes, Seniorenweihnachtsfeiern, Kindertage, Hexen- und Oktoberfeuer, Hutzenabende, Fackelwanderungen, Saafnlob-Abende, zahlreiche Wanderungen oder auch Exkursionen zur Weinerlebniswelt Meißen und einer Brauerei in Naila. Höhepunkte waren die Teilnahmen an den Festumzügen zu den Jahrhundertfeiern von Eibenstock, Carlsfeld und Auerbach. Fast das ganze Dorf war mit historischen Kostümen, bunt geschmückten Fahrzeugen, Bildern aus der Hammerwerksgeschichte Wildenthals, zu denen M. Gottschaldt, genannt der „Holzmichl“, aber auch der Dichterfürst J. W. v. Goethe gehörte, froh gelaunt dabei. Unvergessen sind der Empfang des damaligen Ministerpräsidenten Sachsens G. Milbradt und des Staatsministers Flath nach dem Hochwasser 2002 und auch die Weihe der alten Wildenthaler Schule als „Saafnlob-Haus“. Auch die Festtage um die 100-Jahr-Feier des Auersberghauses, zu denen wir den damaligen Landrat Matko begrüßten, wird in der Erinnerung bleiben.
Alles akkurat in Schrift und Bild für nachfolgende Generationen festgehalten, von einer gewissenhaften Chronistin.
Auch die gemütlichen Hutzenabende bei Bandonionklängen und das jährliche, festliche Anschieben der nun schon über 60 Jahre alten Wildenthaler Pyramide müssen erwähnt werden. War doch letzteres im vergangenen Jahr der Anlass für den Neubeginn.
Unsere 1961 von Wildenthalern in NAW (Nationales Aufbauwerk), später VMI (Volkswirtschaftliche Masseninitiative) errichtete Pyramide hat schon so manches erlebt. Doch was der Holzschlepper und das Holzweibel, die Bäuerin und die Schwammegieherin, der Bergmann und die Klöppelfrau, der Sommerfrischler und die lustig tanzenden Männel und Weibel am 26. November 2022 auf ihren Pyramidentellern „vernahmen“, hatten sie noch nie erfahren.
Unweit, auf dem Festplatz im Park fand über Jahrzehnte das Hammerfest mit der Ehrung der in DDR-Zeiten vom Gemeinderat gewählten Hammerschmiede statt. Nach der deutschen Wiedervereinigung hatten Wildenthaler Jugendliche in der Nähe am Grüner Graben das Modell eines Hammerwerkes wieder errichtet Und mit der Gründung des Heimatvereins wurde es auch bei uns eine schöne Tradition, unsere Pyramide zum 1. Advent anzuschieben.
Doch beinahe wäre sie am 27.11.2022 im Stillstand verharrt.
So wie andere haben auch mich die Beschränkungen während der Corona-Pandemie etwas aus dem Rhythmus gebracht. Doch einige Tage vorher, gerade noch rechtzeitig, kam mir das Pyramidenanschieben wieder in den Sinn. Was tun?
Ein kurzer Anruf genügte und die Mitglieder des Jugendklubs übernahmen die Ausgestaltung des kleinen Festes zu Beginn der Weihnachtszeit, bei uns am 26. November 2022.
In Gesprächen zum damaligen gemütlichen Beisammensein wurde die Idee geboren, dass die Jugendlichen dem Heimatverein beitreten könnten und damit ihre Arbeit eine sichere Rechtsform finden würde. Den alten Männeln und Weibeln auf der Pyramide hätte es gefallen. Aber nicht nur diesen.
Es folgten einige Gespräche zwischen „Alt“ und „Jung“.
Am 25. April 2023 war es dann soweit. Die „alten“ Mitglieder des Heimatvereins nahmen 22 neue Mitglieder auf, oft ihre Kinder oder auch Enkelkinder. Ein neuer, nun wesentlich jüngerer Vorstand wurde gewählt. Erfahrungen haben die „Jungen“ ja schon in ihrer Jugendklubarbeit gesammelt.
Wir Wissen unsere Zukunft und unsere Traditionen in Wildenthal in guten Händen!
Unsere Jugend wird sie auf ihre Art und Weise fortführen.
Dafür wünsche ich ihnen und uns alles Gute.
Hans-Jürgen Graf